Startseite ::: Portrait ::: Reformationsfeiern ::: Vorträge ::: Eheberatung ::: Impressum/Kontakt

 
  Zur Geschichte
  Links zur Reformation
  Reformationsfeiern
seit 1924
  2001 Gottfried Locher
  2002 Matthias Krieg
  2003 Erika Forster
  2004 Albrecht Grötzinger
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Riskante Freiheiten – Reformierte Identität in der Postmoderne

Reformationsfeier 2004 mit Prof. Dr. Albrecht Grözinger, Professor für praktische Theologie in Basel

Von Ernst Lange, dem grossen protestantischen Theologen der ökumenischen Bewegung, stammt der Satz: "Die Menschen gehen daran zugrunde, dass sie Ende und Anfang nicht zu verknüpfen verstehen."
Menschliche Lebensgeschichte erscheint hier als ein Leben voller Spannung und Gegensätze. Denn nur für ein Leben in Spannung und Gegensätzen kann es zum Problem werden, Anfang und Ende miteinander zu verknüpfen. Das menschliche Leben als ein Leben voller Spannungen und Gegensätze. Nicht nur Ernst Lange, sondern bereits die Bibel versteht unser menschliches Leben so. Die Psalmen, diese alten Menschheitsgesänge, stellen dieses unser Leben in einen solchen weiten Horizont. Die Psalmen wissen um die Endlichkeit und Begrenztheit des menschlichen Lebens. Und sie scheuen sich auch nicht, dies in drastischen Worten auszusprechen: So heisst es in etwa in Psalm 90: "Der Du [Gott] die Menschen lässt sterben... Du lässt sie dahinfahren wie einen Strom, sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst, das am Morgen noch blüht und sprosst und des Abends welkt und verdorrt." (Psalm 90, 2.5.6.) Aus dieser nüchternen Einsicht in die Endlichkeit des menschlichen Lebens folgt nun aber für die Bibel nicht eine Geringschätzung des menschlichen Lebens. Im Gegenteil - gerade das endliche Leben ist in der Perspektive des Lebens ein unendlich kostbares und wertvolles Leben. In Psalm 8 stehen die eindrücklichen Worte: "Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du [Gott] bereitet hast: Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst und des Menschen Kind, dass Du dich seiner annimmst?" (Psalm 8,4.5.) Und dann kommt die grandiose Antwort auf diese Frage: "Du [Gott] hat ihn [den Menschen] wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt." (Psalm 8,6) Die Psalem wissen um die Endlichkeit des menschlichen Lebens, sie wissen um die Abgründe menschlichen Leids und menschlicher Verzweiflung und zugleich besingen sie das menschliche Leben, als ein Leben, das in den Augen Gottes soviel wiegt, dass von ihm gesagt werden kann: Nur um ein Geringes ist das menschliche Leben niedriger als die Lebenssphäre des ewigen Gottes selbst.

Ein Leben in Spannung und Gegensatz fürwahr. Helmut Gollwitzer, der grosse standhafte Theologe des deutschen Kirchenkampfers unter der nationalsozialistischen Diktatur, hat seine Lebensherfahrung und seine theologische Einsicht zugleich auf die Worte bringen können: Das menschliche Leben ist furchtbar. Das menschliche Leben ist wundervoll." Kein Wunder, dass es für uns Menschen schwierig ist Anfang und Ende dieses Lebens miteinander zu verknüpfen.
"Die Menschen gehen daran zugrunde, dass sie Ende und Anfang nicht zu verknüpfen verstehen." Ernst Lange hat diese Worte vor einer Synode im Jahre 1974 gesprochen. In einer Zeit, in der die Wirtschaft boomte, in der in Kirche, Staat und Gesellschaft das Bruttosozialprodukt Jahr für Jahr wuchs, Europa und wohl weite Teile der Welt noch in die feste Nachkriegsordnung nach 1945 eingefügt waren. Weit sind wir heute von diesen Zeiten entfernt. Wenn die Worte Ernst Langes schon damals galten, wie sollten sie heute in postmodernen Zeiten an Geltung verloren haben.
"Die Menschen gehen daran zugrunde, dass sie Ende und Anfang nicht zu verknüpfen verstehen." Ein Satz, vor 30 Jahren gesprochen, und wie für unsere postmoderne Gegenwart formuliert.

Der grosse Soziologe Max Weber hat von der industriegesellschaftlichen Moderne als einem "stählernen Gehäuse" gesprochen, in die das menschliche Leben eingebunden sei. Er versteht damit diese Moderne als einen Ort mit den Zwängen des Arbeitslebens und der Institutionen. Alles ist in dieser Gesellschaft geregelt nach Sachzwängen und Zweckmässigkeiten. Keine Diktatur also, sondern eher ein unsichtbares Korsett, das unser Leben bis in die Nischen hinein prägt. Freiheit ist allenfalls innerhalb dieser Gegebenheiten möglich. Man mag diese Beschreibung Max Webers als einigermassen drastisch empfinden, falsch ist sie damit wohl nicht. Wie immer man den Umfang der Freiheitsräume beurteilen mag, wie Max Weber sie geschrieben hat, eines hat diese Gesellschaft auf jeden Fall getan: Sie hat den Menschen ihren Ort zugewiesen, an dem sie zu stehen hatten: Der Arbeiter am Fliessband, der Angestellte in den Verwaltungen, die Hausfrau am heimischen Herd. Die Rollen waren noch klar verteilt. Alles hatte seinen Ort und seine Funktion.
Dies ist heute anders geworden. Und deshalb sprechen viele, die über unsere Gegenwart nachdenken, auch nicht mehr von der Moderne, sondern von der Postmoderne. Postmoderne meint: Alles ist in Fluss geraten, es gibt keine Selbstverständlichkeiten mehr. Wir haben keine Gewähr mehr dafür, dass wir einen einmal erlernten Beruf unser ganzes Leben lang ausüben werden. Die Rollen zwischen den Geschlechtern sind in Bewegung geraten. Wie eine sinnvolle Partnerschaft in einer Lebensgemeinschaft aussieht, muss immer aufs neue ausverhandelt werden. Und so weiter. Verschärft wird dieses postmodernde "Nichts-mehr-ist-selbstverständlich" noch durch das, was wir Globalisierung nennen. Es ist nicht mehr selbstverständlich, was nah und was fern ist, was fremd ist oder vertraut. So verschwinden in Basel, der Stadt in der ich lebe, Arbeitsplätze, die dann wieder in Bangalore in Indien auftauchen und genau das tun, was in Basel getan wurde. Durch die weltweiten Migrationsbewegungen geraten wir mit Kulturen und Religionen in unmittelbare Berührung, die wir früher nur aus Bücher oder aus dem Völkerkundemission kannten. Der Islam ist kein ferne Religion mehr, sondern Muslime leben in unserer Nachbarschaft. Woche für Woche versuchen Menschen aus Afrika auf oft riskantem Weg über das Mittelmeer an die Gestade Europas zu gelangen. Nein - in der Postmoderne ist nichts mehr selbstverständlich, und die Koordinaten von Nah und Fern, von Fremd und Vertraut sind gründlich durcheinander geraten.
Dies eröffnet auf der einen Seite Freiheitsräume, die die industriegesellschaftliche Moderne so nicht kannte. Wir können heute mehr wissen und sehen, als Generationen vor uns. Die Frauenbewegung fragt nach neuen Rollen für selbstbewusste Frauen und nach einem neuen Verhältnis der Geschlechter zueinander; usw. Zugleich aber müssen wir viel mehr darüber nachdenken: Wer wir sind und was unser Leben sein soll. Ich formuliere an dieser Stelle gern etwas drastisch und sage: Wir Menschen in der Postmoderne müssen unser Leben jeden Tag ein Stück weit neu erfinden. Nicht immer ist das einfach. Und für viele Menschen stellt der Zwang zur lebensgeschichtlichen Sinnwahl nicht selten eine Überforderung dar.
Wie Max Weber mit seinem Bild vom "stählernen Gehäuse" hat der Sozialphilosoph Zygmunt Bauman, der selber das Schicksal des politisch erzwungen Exils kennt, das Lebensgesetz der Postmoderne zu beschreiben versucht. Er hat das menschliche Leben in der Postmoderne als ein Leben beschrieben, in dem wir auf lebensgeschichtliche Touristen und lebensgeschichtliche Vagabunden treffen. Die lebensgeschichtlichen Touristen sind die, die vor dem Hintergrund ihrer ökonomischen, emotionalen und kognitiven Möglichkeiten aus der Fülle des Gebotenen wählen und somit das Leben genießen können. Die lebensgeschichtlichen Vagabunden sind dagegen diejenigen, denen eine solche Wahl versagt wird und die in der globalisierten Welt heimatlos von Ort zu Ort irren. Wahrscheinlich ist es nun so, dass in einem individuellen Leben nie nur die eine Möglichkeit präsent ist. Vor den Zwang zur lebensgeschichtlichen Sinnwahl gestellt, sind wir wahrscheinlich alle in gewisser Hinsicht - wenn auch mit unterschiedlicher Gewichtung - lebensgeschichtliche Touristen und lebensgeschichtliche Vagabunden zugleich.

Und genau an dieser Stelle kommt nun das grosse Wort "Reformierte Identität", das den Untertitel zu meinen heutigen Überlegungen bestimmt, zum Tragen. "Reformierte Identität" ist für mich ein tragbares Angebot an uns lebensgeschichtliche Touristen und Vagabunden der Postmoderne. Tragfähig deshalb, weil die Reformation viele der Risiken schon bedacht, hat, die auch die Postmoderne kennzeichnen. Und tragfähig deshalb, weil die Reformation nach den Möglichkeiten gelingenden Lebens im Schatten dieser Risiken nachdachte.

1. Die Reformation hat den Menschen - ich sage es einmal so - in unerhört kühner Weise den Menschen zugetraut, dass sie freiheitsfähig sind. Deshalb war es Luther so wichtig, die heilige Schrift ins Deutsche zu übersetzen, weil die Menschen selber anhand der Schrift über die Welt und ihr Leben ihre Urteile treffen sollten. Keine Institution und keine sei es noch so charismatische Person sollte anstelle des einzelnen Menschen über Fragen der Wahrheit entscheiden. Deshalb war es für Johannes Calvin so wichtig, dass die Menschen die Gebote Gottes studierten, weil er ihnen zutraute, dass sie sie in freier Einsicht als Lebensgewinn erkennen. Und deshalb riet Huldrych Zwingli den Pfarrern viel Mühe in die Predigt zu investieren, weil er der Predigt zutrautet, dass sie die Menschen urteils- und wahrheitsfähig macht. Diese Freiheits- und Wahrheitsfähigkeit hat die Reformation den Menschen zugetraut.
Dabei waren sich die Reformatoren immer bewusst, welches Risiko sie dabei eingingen. Wer den Menschen die Wahrheitsfähigkeit und die Freiheitsfähigkeit zutraut, muss immer damit rechnen, dass die Menschen darin versagen oder verführt werden. Und im Verlauf der protestantischen Kirchengeschichte wurde auch immer wieder versucht, diese reformatorische Kühnheit der Anfangszeit wieder zurückzuschrauben. Aber in den Protestantismus blieb diese Kühnheit eingeschrieben bis auf den heutigen Tag: Wer den Menschen die Freiheit zutraut, der geht ein Risiko ein. Freiheit ist immer riskante Freiheit. Wir Menschen der Postmoderne müssen heute lernen Tag für Tag mit den riskanten Freiheiten umzugehen, die uns der religiöse und weltanschauliche Pluralismus auferlegt. Reformierte Identität hieße dann: An der Freiheit festhalten, wie schwierig dass auch sein mag. Und den Risiken der Freiheit nicht mit einer Einschränkung von Freiheit, sondern mit einem Mehr an Freiheit zu begegnen.

2. Gleichwohl zeichneten die Reformatoren kein geschöntes Bild vom Menschen. Freiheitsfähige Menschen sind alles andere als strahlende Helden und Heldinnen. Deshalb stellte die Reformation die theologia crucis , die Theologie vom Kreuz, in den Mittelpunkt ihres Denkens. Es war schon für die antike Welt eine im Grunde absurde Vorstellung, dass die Christinnen und Christen an einen Gott glaubten, der im Kreuz, den schändlichen Marterpfahl unsäglichen Leidens, sein Symbol fand. Wer dies tut, und die Reformation hat diesen urchristlichen Erfahrungsgehalt erneuert, der sagt sowohl was über Gott wie die Menschen aus. Am Kreuz hängt ein Mensch in äußerster Not und Qual. Gott - so das urchristliche Bekenntnis - hat sich zu diesem Menschen bekannt und ihn aus der Mitte des Todes heraus ins Leben gerufen. Immer wieder wurde dies als die große Störung empfunden. Der geschundene Mensch, der von Gott gefunden wird, in der Mitte des Christentums. Noch bis in den Streit um Kruzifixe in Schulzimmern und Gerichtsälen meldet sich die Verstörung an, die aus diesem Symbol erwächst.
Ich denke, wir können heute diese Verstörung neu als eine Verstörung wahrnehmen, die unsere Lebensgeschichte beziehungsreicher macht. Denn die postmoderne Welt mit ihrem Zwang zur Wahl stellt uns ja in der Regel ein anderes Bild vom Menschen vor Augen. Die Bilder der Werbung zeigen uns die schönen und kräftigen Menschen, die zu dem Wählen befähigt sind, das uns der postmoderne Pluralismus lebensgeschichtlich abfordert. Die ökonomischen Zwänge suggerieren uns, zu produzieren und zu konsumieren. Die - um in meinem vorherigen Bild zu bleiben - lebensgeschichtlichen Touristen sind gefragt, während die lebensgeschichtlichen Vagabunden im Dunkel bleiben bzw. schnell dorthin zurückgedrängt werden, wenn sie es wagen, aus dem Dunkel hervorzutreten.
Mit dieser Aufteilung geben sich die biblischen Gottes- und Menschengeschichten nicht zufrieden. Daran erinnert nicht zuletzt die reformatorische Erneuerung der theologia crucis. Es fällt ja auf, dass die Bibel in ihren Geschichten ihre Helden eben gerade nicht ungebrochen zeichnet. David ist das große Symbol für die Macht und Herrlichkeit Israels und er ist zugleich ein schamloser Mörder. Petrus, der Fels, ist zugleich der, der - wenn es darauf ankommt - für die Sache Jesus einzustehen, feige versagt. Und umgekehrt gilt - so die Gottesknechtslieder im Buch des Propheten Jesaja -, dass das Heil und Segen gerade vom "Schwachen und Unansehnlichen" zu erwarten ist. Reformierte Identität hieße dann: Den überfordernden und geschönten Bildern vom Menschen entgegenzutreten und für ein menschliches Leben zu werben, das von der Endlichkeit und Begrenzung menschlichen Lebens weiß und gerade das endliche und begrenzte Leben als lebenswertes Leben zu gestalten.

3. Der postmoderne Zwang zur Wahl unserer Lebensperspektiven macht das Handeln zu einem Dauererfordernis: "Ich wähle, also bin ich." An dieser Stelle kann die reformatorische Unterscheidung zwischen der Person und ihrem Handeln eine neue Bedeutsamkeit gewinnen. Die Reformation erinnerte daran, dass die menschliche Lebensgeschichte ihre entscheidenden Konturen gerade nicht daraus gewinnt, was ein Mensch zu leisten vermag. Unser Handeln gehört zu unserer Lebensgeschichte dazu, aber unsere Lebensgeschichte besteht nicht aus der Summe unserer Taten. Wer ich bin und was mein Leben ist, das entscheidet sich nicht daran, wie viel oder wie wenig an Lebensentscheidungen ich treffen kann. Menschliche Lebensgeschichte ist beziehungsreicher als dass sie allein an den Taten eines Menschen abzulesen wäre. Ich zitiere an dieser Stelle gerne   Eberhard Jüngel: "Wer aus der Gerechtigkeit Gottes lebt, der wird aber auch im anderen Menschen eine von Gott unwiderruflich anerkannte Person respektieren: allen ihren möglichen Leistungen und Erfolgen zuvorkommend, allen ihren faktischen Fehlleistungen und Misserfolgen zum Trotz. Nicht was ein Mensch aus sich selbst macht, entscheidet über ihn, sondern dass Gott aus Sündern Gerechte gemacht hat, entscheidet über unser ewiges und deshalb auch über unser zeitliches Leben. Wer aus der Gerechtigkeit Gottes lebt, kennt keine hoffnungslosen Fälle. Er erkennt in jedem Fall eine Person, der göttliche Erbarmung widerfahren ist und die eben deshalb auch unter Menschen erbarmungswürdig ist - wie jeder von uns." (Eberhard Jüngel, Das Evangelium von der Rechtfertigung des Gottlosen als Zentrum des christlichen Glaubens, Tübingen 1968, S.226f.) Reformierte Identität hieße dann: Für ein Leben zu werben und einzutreten, das keine hoffungslosen Fälle kennt, weil alles menschliche Leben unter dem Erbarmen Gottes steht.

4. Wem das Erbarmen Gottes gilt, dem ist damit zugleich eine durch nichts zu relativierende Würde zuerkannt. Dies ist der Kern der reformatorischen Rechtfertigungslehre . Die Würde einer Lebensgeschichte entscheidet sich nicht daran, ob sie bestsellerfähig ist. Diese Feststellung gilt gerade auch angesichts der immensen Bedeutung, die Beststellerlisten, Charts und Hitlisten in einer Gesellschaft des religiösen und weltanschaulichen Pluralismus haben. Dieser Pluralismus kann und soll menschliche Lebensgeschichten in ihren Möglichkeiten bereichern. Und menschliche Lebensgeschichte wird durch einen solchen Pluralismus sicher beziehungsreicher. Aber der Horizont des Beziehungsreichtum menschlicher Lebensgeschichten wäre zu kurz geraten, wenn wir ihn auf diesen postmodernen Möglichkeitspluralismus beschränkten. Die biblischen Gottes- und Menschengeschichten erinnern uns daran, dass es da einen gibt - nennen wir ihn einmal: Gott -, der an unserem Leben miterzählt. Der vielleicht schon an unserem Leben miterzählt hat, als wir noch gar nicht von unserem Leben zu erzählen wussten. Und der an unserem Lebens weitererzählen wird, wenn wir daran nicht mehr erzählen können, weil unser irdisches Leben sich seinem Ende zugeneigt hat. Ein Leben, das einen solchen Miterzähler kennt, kann beziehungsreicher gar nicht sein. Reformierte Identität hieße dann: Dass die Kunde und das Gerücht von dem menschenfreundlichen Erzähler unseres Lebens nicht verstummt. Der menschenfreundliche Erzähler seinerseits will, dass wir von ihm erzählen. An der Treue zu dieser Erzählung von der Menschenfreundlichkeit Gottes festzuhalten, das ist für mich die klarste und deutlichste Form reformierter Identität.

Um eine reformierte Kirche, die sich an einer solchen Identität abmüht, die in ihrem vielfältigen Leben diese reformierte Identität immer wieder aufs neue zu bewähren versucht, um eine solche Kirche ist es mir auch in der Postmoderne nicht bange.