Startseite ::: Portrait ::: Reformationsfeiern ::: Vorträge ::: Eheberatung ::: Impressum/Kontakt

 
  Copyrightinformationen
  Impressum
  Kontakt
  Kontaktformular (Mitgliedschaft und/oder Spende)
 

Die Gottesfrage als Sinnfrage
Überlegungen aus postpatriarchaler Perspektive
(Vortrag von Ina Praetorius am 11.Februar 2008 im Katharinensaal St. Gallen)

Liebe Frauen und liebe Männer,
Kürzlich habe ich an einem Podiumsgespräch zum interreligiösen Dialog teilgenommen. Unter kundiger Leitung diskutierten eine Rabbinerin, eine muslimische Gelehrte und ich als christliche Theologin über die Bedeutung unserer jeweiligen religiösen Anbindungen. Angeregt durch eine Artikelserie, die im Jahr 2006 in der NZZ erschienen ist, stellte gegen Ende der Debatte eine Zuhörerin uns allen eine interessante Frage: „Was ist eigentlich eine gute Religion?“
Auch ich hatte die Serie in der NZZ gelesen, vielleicht auch Sie. Und ich kann mich gut erinnern: Als ich nun selbst die Frage nach der „guten Religion“ beantworten sollte, hatte ich Lust und das Bedürfnis, mich gegen die Raisonnements gewisser hoch gebildeter Leute abzusetzen, die in dieser Artikelserie Religion von jeglicher Funktionalität freihalten wollen. Deshalb sagte ich ungefähr dies:
„Eine gute Religion ist eine nützliche Religion. Sie hilft den Menschen, ihrem Leben einen Sinn zu geben und ermöglicht ihnen friedliche und fruchtbare Beziehungen zu ihren Mitmenschen.“ 
Mir war bewusst: es ist ganz ungewöhnlich, dass eine christliche Theologin den Nützlichkeitsaspekt der Religion betont, Religion gar auf ihren Nutzen für die gewaltlose Bewältigung menschlicher Alltage reduziert. Wir TheologInnen lernen ja an der Universität und in unseren kirchlichen Ämtern, dass der christliche Glaube eine eigene Würde hat, die niemals in einer Funktion aufgeht, dass er vielleicht nicht einmal ein Religion ist, sondern etwas ganz Anderes. Denn GOTT ist erhaben und grösser als unsere Vernunft, und ER hat sich in Jesus Christus ein- für allemal offenbart. Unsere Aufgabe besteht nicht darin, GOTT für unsere Zwecke zu benutzen und geoffenbarte Wahrheit anzuzweifeln, wenn sie uns im Alltag nicht nach Wunsch weiter hilft. Unsere Aufgabe besteht darin zu glauben. Und das bedeutet: uns der Wahrheit des GANZ ANDEREN anbetend zu unterstellen, was auch immer geschieht. - Ich habe auf jenem Podium trotzdem gesagt, dass eine gute Religion eine Religion ist, die uns hilft gut zu leben. Und ich hatte das Gefühl, meine Gesprächspartnerinnen auf dem Podium seien darob erleichtert gewesen. Denn diese Aussage gab uns allen die Möglichkeit, über die Alltagstauglichkeit unserer Religionen in ein Gespräch einzutreten, statt, jede für sich, vor der eigenen Wahrheit zu erstarren.

Heute soll ich nun eine andere dieser Gretchenfragen beantworten, die zurzeit en vogue sind: „Gott – wer ist das eigentlich?“ Ich habe – unter dem Dach dieses Gesamtthemas – dem heutigen Abend einen eigenen Titel gegeben: „Die Gottesfrage als Sinnfrage. Überlegungen aus postpatriarchaler Perspektive“. Und mit diesem Titel habe ich schon einen Teil meiner Antwort vorweggenommen, zumindest so viel:
Erstens: Nach Gott zu fragen bedeutet, nach dem Sinn zu fragen: dem Sinn der eigenen Existenz und dem Sinn des Ganzen, in dem ich mich vorfinde.
Und zweitens: Die Qualität der Gottesfrage verändert sich in der Zeit des ausgehenden Patriarchats, also heute. Denn sie wird in eine neue Matrix, ein verändertes Referenzsystem, eine erneuerte Weltsicht (oder wie man es nennen will) hinein gestellt.
Wenn ich Ihnen nun gleich erklären werde, was ich unter „postpatriarchaler Perspektive“ verstehe, dann werden Sie auch verstehen, warum meine Aussage, eine gute Religion sei eine nützliche Religion, weniger despektierlich ist als sie auf Anhieb vielleicht wirkt.

Die patriarchale symbolische Ordnung

Das Problem in der Mitte der Weltordnung, die ich – in Anlehnung an die Frauenbewegung und ihr zu Ehren – „Patriarchat“ nenne, war nicht, wie Sie vielleicht vermuten, die Unterdrückung von Frauen. Das wesentliche Problem dieser Weltsicht, aus der wir alle kommen und die sich heute allmählich auflöst, ist vielmehr: dass notorisch Zweitrangiges mit Erstrangigem verwechselt wird. Zum Beispiel so: nicht die Natur, aus der wir alle bestehen und von der wir alle abhängig sind und bleiben, ist das Erste und Wesentliche, dem wir als intelligente Naturwesen Sorge zu tragen haben, sondern: die menschliche Kultur, also das, was Menschen aus der Natur gemacht haben: Maschinen, Autobahnen, Kirchen, Bücher, Bilder, Wissenschaft, Philosophie usw. - Oder so: Nicht die Geburt bildet den Anfang eines menschlichen Lebens, sondern der Schöpfungsakt eines jenseitigen, überlegenen Gottes. - Oder so: Nicht menschliche Bedürfnisse bilden die Mitte, um die sich die Ökonomie organisiert, sondern das Geld, das generalisierte Tauschmittel. - Oder so: Nicht aus Herkommen, Tradition und Erziehung entsteht menschliche Moral, sondern aus abstrakten „Werten und Normen“ – und aus einer Vernunft, die sich, spätestens seit Kants Kritiken, für allgemeinverbindlich und unbestechlich hält, und interessanterweise übrigens gleichzeitig: für männlich.
Vielleicht kommt Ihnen diese Reihe von Verwechslungen unzusammenhängend vor, und vor allem: Sie verstehen nicht, was sie mit „Patriarchat“, also mit der Vorrangstellung des Vaters, zu tun haben soll. Ich will es Ihnen erklären:
Wann das Patriarchat, genauer: das westliche Patriarchat, entstanden ist, lässt sich nicht genau datieren. Mich interessiert die Datierungsfrage auch ungefähr so wenig wie die Frage, was vorher war, ob es vorher vielleicht ein Matriarchat gegeben hat, oder was sonst. Es reicht zu wissen, dass sich in den frühen schriftlichen Zeugnissen dessen, was wir „die westliche Kultur“ nennen, also z.B. in Homers Epen, in den fünf Büchern Mose oder in der Philosophie der Vorsokratiker schon die Vorstellung findet, dass Männer wichtigere Menschen sind als Frauen. Die Transformation dieses Gedankens in eine ordnungsbegründende Grundstruktur wird dann – exemplarisch – im Denken des Aristoteles vollzogen, also im Athen des vierten vorchristlichen Jahrhunderts. In dieser Philosophie, die man bekanntlich spätestens seit dem Mittelalter auch zur Matrix für die Auslegung der biblischen Schriften machte, wird schon deutlich, wie die Abwertung des weiblichen Geschlechts mit der Reihe von analogen Verwechslungen zusammenhängt, die ich gerade als typisch für die patriarchale symbolische Ordnung bezeichnet habe.
Aristoteles schreibt in seiner „Politik“, nachdem er sich Gedanken über das Verhältnis zwischen Herren und Sklaven, zwischen Seele und Leib und zwischen Mensch und Tier gemacht hat, folgendes:

„Desgleichen ist das Verhältnis des Männlichen zum Weiblichen von Natur so, dass das eine besser, das andere geringer ist, und das eine regiert und das andere regiert wird.“

Es ist wichtig, sich klar zu machen, dass Aristoteles hier anfängt, Reihen zu bilden und Analogien herzustellen zwischen verschiedenen dualen Verhältnissen: Herr und Sklave, Herrschen und Dienen, Seele und Körper, Mensch und Tier, Mann und Frau... In dieselbe Reihe stellt der Philosoph in der „Politik“ noch das Verhältnis von Eltern und Kindern, von Freiheit und Abhängigkeit, von Staat (polis) und Haushalt (oikos). Es wird deutlich: Aristoteles teilt die Welt schon recht konsequent in zwei ungleiche Hälften, von denen jeweils die eine, die männliche, geistige freie als „höher“ bewertet ist als die andere, die als abhängig, schwach und „weiblich“ beschrieben wird. Zwar gibt es durchaus Unterschiede zwischen den verschiedenen Gegenüberverhältnissen. So wird aus einem männlichen Kind mit der Zeit ein Mann, es wechselt also von der Sphäre der Abhängigkeit in die der Freiheit. Dagegen wird laut Aristoteles aus einer Frau nie ein Mann und aus einem Sklaven nie ein Herr. Ihm zufolge gibt es Angehörige der Gattung Mensch, die „von Natur“ Sklaven sind, also anderen Menschen gehören, und ähnlich verhält es sich mit den Frauen.
Für das Verständnis der Ordnung „Patriarchat“ – und damit auch der postpatriarchalen Perspektive – ist nun weniger entscheidend, wer oder was mit welchen Argumenten für minderwertig erklärt wird. Entscheidend ist die hierarchisierende Zweiteilung als solche. Sie hat sich – in immer neuen Varianten – in der westlichen Kultur bis heute gehalten, und sie ist verantwortlich dafür, dass man in dieser Kultur häufig, vielleicht sogar systematisch, primäre mit sekundären Wirklichkeiten verwechselt. Am deutlichsten sehen wir die Folgen dieser Verwechslung heute im Bereich der Ökologie: Wer, einer Jahrhunderte alten Tradition folgend, die Natur für einen blinden, „niedrigen“ Mechanismus hält, der fraglos – „wie eine Frau“ – funktioniert und seine Reichtümer gratis „dem Menschen“ zur Verfügung stellt, sollte sich nicht wundern, wenn schliesslich das Klima sich verändert, Pole abschmelzen und Wirbelstürme ganze Landstriche verwüsten.
Um zu überprüfen, inwiefern sich die zweigeteilte Weltsicht bis heute gehalten hat, können Sie sich selbst die Frage stellen, mit welchen Begriffen Sie die Welt beschreiben. Wahrscheinlich stellen Sie fest, dass auch Sie oft mit begrifflichen Ehepaaren operieren:

  1. Zum Beispiel ist es üblich zu unterscheiden zwischen gefühlsbetonten und eher intellektuellen Menschen. Bis vor wenigen Jahrzehnten war auch klar, wer mehr Gefühl und wer mehr Verstand abbekommen hat und was wichtiger ist: die Frauen sind gefühlvoller, die Männer haben mehr Verstand, und Verstand ist wichtiger als Gefühl. Diese Zuordnung kann man zum Beispiel bei so verschiedenen Denkern wie Kant, Marx und Freud nachlesen. Heute löst sie sich allmählich auf.
  2. Oder: wenn Sie den Begriff „Wirtschaft“ gebrauchen, dann meinen Sie wahrscheinlich nur ein Teil der Wirtschaft, also der „Gesamtheit derjenigen Massnahmen und Einrichtungen innerhalb des Kulturganzen..., die der materiellen Erhaltung, Sicherung und Förderung des menschlichen Lebens dient“. . Sie haben den Teil der Wirtschaft im Blick, der über das Tauschmittel Geld abgewickelt wird. Diejenigen „Massnahmen zur Bedarfsdeckung“,   die gratis, zum Beispiel in Familienhaushalten erbracht werden bilden nach neueren Untersuchungen zwar annähernd die Hälfte oder gar mehr als die Hälfte dieser Massnahmen, sind aber im gängigen Gebrauch des Wortes „Wirtschaft“ fast nie mitgemeint.
  3. Oder, womit wir wieder bei unserem Thema wären: GOTT stellte man sich viele Jahrhunderte lang als ein höheres, absolut unabhängiges männliches Wesen vor, das „oben“ im Himmel, also in einer „höheren“ Sphäre wohnt und von dort aus souverän über unser Schicksal bestimmt. Meine These heisst: nur wenige konnten sich bis heute gänzlich von dieser Bestimmung des Göttlichen lösen. GOTT wurde stilisiert zum Inbegriff der Freiheit, während Theologen es liebten, „den Menschen“ auf seine Abhängigkeit festzulegen. (Dem definierenden Theologenmann blieb ja immer noch die Möglichkeit, in weltlichen Dingen seine Freiheit zu retten, indem er sich selbst als gott-näher, also freier definierte als das andere Geschlecht.) Genau aus diesem Grund, weil man GOTT mit absoluter Un-Bezogenheit gleichsetzte, stellt es für den klassischen Theologen nun eben eine Entehrung Gottes dar, ihm eine Funktion für menschliche Bezugsgewebe zuzuweisen, eine gute Religion also als eine nützliche Religion zu definieren. - Dass die Menschwerdung GOTTES in Jesus Christus die zweigeteilte Weltordnung, also diese klare Abtrennung einer höheren göttlichen von einer niedrigen menschlichen Sphäre  durcheinander bringt, ist und bleibt ein Stein des Anstosses, der patriarchalen Theologen viel Kopfzerbrechen macht. Man hat sich auf verschiedenen Wegen aus der Affäre gezogen, zum Beispiel indem man die Männlichkeit – und damit wesentliche Unbezogenheit - Jesu Christi überbetont und das Priesteramt Männern vorbehalten hat. Oder indem man Jesus letztlich doch zum GOTT erklärte, der sich nur kurz in die Niederungen des Menschlichen „herabgelassen“ hat. Für mich, das will ich gleich verraten, ist der Gedanke der Geburt Gottes, den wir jedes Jahr an Weihnachten feiern, einer der wesentlichen Gründe, weshalb ich mit Begeisterung Theologin bleibe. Denn dieser Gedanke ist eine faszinierende Möglichkeit, die Zweiteilung der Welt zu durchkreuzen auf ein postpatriarchales Verständnis des GÖTTLICHEN hin. (Im übrigen spreche ich an dieser Stelle bewusst von Gottes Geburtlichkeit und lasse den theologischen Fachbegriff „Inkarnation“ weg. Schliesslich sprechen wir im Zusammenhang mit Jesu Tod auch nicht von „Exkarnation“.)

Ich fasse zusammen: „Patriarchat“ bedeutet weit mehr als ein ungerechtes Dominanzverhältnis zwischen Männern und Frauen. „Patriarchat“ ist eine umfassende symbolische Ordnung, die die Welt konsequent in zwei Hälften teilt, von denen die eine die andere kontrolliert. – Und wenn Sie nun bis hierher gut aufgepasst haben, dann wissen Sie auch schon, was es bedeutet, die Frage nach GOTT „in postpatriarchaler Perspektive“ zu stellen. Es bedeutet, diesseits der verstiegenen Zweiteilung, die ja glücklicherweise nicht die Welt abbildet, wie sie ist, sondern eine bestimmte veränderbare Sicht der Welt, eine Ideologie ist, neu darüber nachzudenken, was wir meinen, wenn wir „Gott“ sagen.

GOTT postpatriarchal denken

Es ist nicht einfach, aber es ist spannend, sogar lustvoll, und vor allem: es ist notwendig, GOTT diesseits der zweigeteilten Welt und der entsprechenden Verwechslungen neu zu denken. Und es ist schön zu erkennen, dass ich, sobald ich das Problem erst einmal deutlich benannt habe, feststelle: Ich stehe mit meinem Anliegen nicht im Nichts. Es gibt Anknüpfungspunkte in der Tradition, die ja keineswegs ein monolithischer patriarchaler Block ist. Schon immer gab es Leute, die wussten, dass GOTT mehr ist als ein einsamer Herr im Himmel.
Ich möchte als nächstes einige dieser Anknüpfungspunkte nennen und beschränke mich dabei auf meine eigene, die biblisch-christlich-protestantische Traditionslinie, weil ich mich nur in ihr auskenne. Ich weiss aber von Menschen anderer Religionszugehörigkeit, mit denen ich im Gespräch bin, dass sich auch in anderen Religionen Möglichkeiten finden lassen, in Treue zum eigenen Herkommen postpatriarchal weiter zu gehen.
Erstens: Die Heiligen Texte, auf die Christinnen und Christen sich in ihrem Vertrauen beziehen, sind uns in verschiedenen Sprachen überliefert: Das Neue Testament ist in griechischer Sprache verfasst, das Erste Testament in hebräischer. Nun ist es zwar keineswegs so, dass man eine klare Trennlinie ziehen könnte zwischen nichtpatriarchalen hebräischen Anfängen und einem Hellenismus, der die Zweiteilung der Welt in die Bibel eingeschleppt hat. Dennoch ist es wichtig, sich klar zu machen: zwischen dem eher dynamischen, bewegten Weltverständnis der „nomadischen“ hebräischen Sprache und dem eher „städtischen“ Griechisch, das zur Festschreibung unveränderlicher Wahrheiten neigt, bestehen wesentliche Unterschiede. Der Berner Pfarrer Heinz Rothenbühler, ein begeisterter Hebraist, hat dazu interessante Bücher geschrieben, aus denen ich viel gelernt habe. Rothenbühler schreibt zum Beispiel:

„Das Neue Testament ist uns zwar griechisch überliefert, aber gedacht ist es hebräisch. Und weil es im Neuen Testament um Befreiung, Aufbruch, Umkehr, Erneuerung geht, ist es nicht irgendein hebräisches Denken, sondern ein Denken in ganz besonderen hebräischen Kategorien: nämlich in den Kategorien der Bewegung, des Geschehens, der Tat...“

Und dann erklärt Rothenbühler das Christentum aus seinen semitischen Ursprüngen heraus als eine auf Zukunft offene, dynamische, prophetische Bewegung, die man verfälscht, wenn man sie in fixe Bekenntnisformeln, in Hierarchien und immergleich zu vollziehende Riten einfriert. Von diesem Zugang zur christlichen Tradition her gesehen ist es auch kein Zufall, dass die neue Bibelübersetzung „Bibel in gerechter Sprache“ das Anliegen der Geschlechtergerechtigkeit und des jüdisch-christlichen Dialogs in sich vereint. Denn dabei handelt es sich nicht einfach um zwei isolierte politische Anliegen, sondern, gewissermassen von zwei Richtungen her, um die Re-Dynamisierung des biblischen Erbes. Und es ist auch kein Zufall, dass Papst Benedikt XVI in seiner berühmten Regensburger Vorlesung vom 12. September 2006 vor der „Enthellenisierung“ des Christentums gewarnt hat. In der Enthellenisierung, also der Rückgewinnung der ursprünglichen Dynamik der biblischen Tradition, liegt nämlich die Chance, diese immer wieder überraschende Bewegung im Heute aufzunehmen und postpatriarchal, über die Mauern der hierarchisierenden Zweiteilung hinaus, weiter zu schreiben.
Zweitens: Wer die Bibel ohne Ressentiment und ohne die zweigeteilte aristotelische Brille liest, erlebt auf Schritt und Tritt Überraschungen. So stellt sich GOTT in der bekannten Geschichte vom brennenden Dornbusch (Ex 3 – 4,17) dem Mose keineswegs als „Herr“ vor, sondern als ICH BIN DA (Ex 3, 14, Buber/Rosenzweig, BigS) oder, wie es bei Luther heisst: ICH WERDE SEIN, DER ICH SEIN WERDE. Zwar haben Luther und Zwingli den unaussprechlichen Gottesnamen JHWH in ihren Übersetzungen dennoch mehr als sechstausend Mal mit „Der Herr“ übersetzt, und diese Engführung hat sich gehalten bis in die neuesten Revisionen der Luther- und der Zürcher Bibel. Das ändert nichts daran, dass der GOTT der Bibel etwas anderes ist als ein „Herr oben im Himmel“. Im 1. Johannesbrief zum Beispiel, also ganz am Ende der christlichen Bibel, heisst es mehrfach: „GOTT IST LIEBE.“ (1 Joh 4, 8). Und ganz am Anfang der Bibel, im ersten Schöpfungsbericht ist davon die Rede, GOTT habe die Menschen nach seinem Bild geschaffen: „männlich und weiblich“ (Gen 1, 27, BigS). Wir aber sollte ein Gott, der die Menschen nach seinem Bild männlich und weiblich schafft, nichts sein als ein Mann? – Wer sich einmal befreit hat von der konventionellen Vorstellung, „Herr“ sei der angemessene Name für das unaussprechliche Göttliche, entdeckt die Lebendigkeit und Beweglichkeit des biblischen Gottesbildes wieder. In 1 Kön 19 wird zum Beispiel eine Gottesbegegnung des Propheten Elija geschildert. Elija steht auf einem Berg, und an ihm zieht zuerst ein starker Sturm, dann ein Erdbeben, dann ein Feuer vorüber. In alldem ist GOTT nicht. Schliesslich ereignet sich ein „leises Wehen“ (1 Kön 19, 12, BigS), und da verhüllt Elija sein Gesicht, denn jetzt erkennt er GOTT. Ist eine so anrührend poetische Geschichte nun angemessen übersetzt, wenn man sagt, „Der Herr“ sei im leisen Wehen anwesend gewesen? Ich meine: nein. Und das Wissen um die Dynamik der hebräischen Bibel, die GOTT nicht in ein einziges Bild einsperrt, die uns sogar ausdrücklich ermahnt, uns von GOTT kein Bild zu machen (Ex 20, 4), bestätigt mich in diesem Nein. Dieses Nein ist gleichzeitig ein entschiedenes Ja zur Befreiung GOTTes aus seinem patriarchalen Gefängnis.
Drittens: ich sagte es bereits: Der Gedanke, das GOTT in Jesus Christus MENSCH, also von einer Frau geboren wurde, durchkreuzt das statische „Oben“ und „Unten“ der patriarchalen Ordnung. GOTT hat, so deute ich mir das christliche Bekenntnis vom geborenen GOTT, gezeigt, dass er nicht unbezogen als Herr im Himmel thront. ER, SIE, ES ist vielmehr „mitten unter uns“ (Mt 18, 20), lebt und webt nicht (nur) über, sondern zwischen den Menschen. Dadurch ist GOTT, das Unaussprechliche nicht weniger frei, aber frei in Bezogenheit, wie schon im Ersten Testament, das ja Freiheit auch nicht als unbezogene Souveränität, sondern jederzeit als INTER-ESSE, als Einbezogensein ins „Bezugsgewebe menschlicher Angelegenheiten“ versteht. Die christliche Tradition hat nun einerseits diesen Gedanken der bezogenen Freiheit GOTTES bewahrt. Er vermittelt sich zum Beispiel in der Lehre von der Dreifaltigkeit, die sich ja als eine Lehre von der Beziehungshaftigkeit oder der Geselligkeit GOTTES auffassen lässt. Oder in der Pneumatologie, der Rede vom HEILIGEN GEIST als einer dynamischen, nicht festlegbaren Erscheinungsweise des Göttlichen. Allerdings kann man solche Ansätze, die von der Lebendigkeit des Göttlichen erzählen, auch jederzeit in statische Dogmen einsperren, und das ist hinsichtlich der Trinitätslehre und der Pneumatologie auch immer wieder geschehen. Aber Dogmen warten auf Wiederbelebung. Und es ist schön zu beobachten, dass sich die sogenannte „Volksfrömmigkeit“, also die religiöse Praxis der normalen, nicht theologisch geschulten Leute oft wenig um die offizielle Dogmatik kümmert. So ist es zum Beispiel bezeichnend, dass, zumindest bei uns im deutschsprachigen Raum, das christliche Fest der Geburtlichkeit, Weihnachten, erheblich intensiver gefeiert wird als Karfreitag und Ostern. Für mich heisst das: Die Leute lieben, verstehen und feiern den GEBORENEN GOTT. Da können die offiziellen Transzendenzverwalter GOTTES GEBURTLICHKEIT noch so lange hinter hochgestochenen Fachbegriffen wie „Inkarnation“ oder „Menschwerdung“ verstecken. Und: die bekannte Dreieinigkeitsikone von Andrej Rublev ist inzwischen auch in vielen westlichen Kirchen zu finden. Der menschliche, gesellige GOTT, mit dem ich mich an einen runden Tisch setzen kann, scheint uns unmittelbar anzusprechen und uns zu helfen, zu nützen in den Unwägbarkeiten unserer Alltage. An dieser Stelle möchte ich Ihnen auch verraten, dass mein nächstes Buch „GOTT DAZWISCHEN. Eine unfertige Theologie“ heisst. Es wird im Herbst im Verlag Schwaben/Grünewald erscheinen.
Viertens: Die Reformation hat die Zweiteilung der Welt in höhere geistige „männliche“ und niedere körperliche kontrollbedürftige „weibliche“ Sphären ansatzweise aufgelöst. Und zwar auch schon im Rückgriff auf die ursprüngliche Dynamik der Heiligen Schrift. Schon Luther und Zwingli haben erkannt, dass sich der LEBENDIGE GOTT nicht in eine hierarchische Institution einsperren und als Heil exklusiv von geweihten Priestern den Menschen austeilen lässt. Allerdings haben auch die protestantischen Kirchen noch vierhundert Jahre gebraucht, bis sie begriffen haben, dass der Bruch mit der zweigeteilten Ordnung auch bedeutet, Frauen, das vermeintlich „niedrige“ Geschlecht, zum Priesteramt zuzulassen. Inzwischen sind wir soweit. Es gibt heute in fast allen protestantischen Kirchen Pfarrerinnen und auch schon etliche Bischöfinnen. Wer diese Entwicklung unter den säkularen Begriff der „Gleichstellung“ subsumiert, greift zu kurz. Es geht da nicht einfach darum, dass Frauen jetzt „auch“ tun dürfen, was bisher Männern vorbehalten war. Die Zulassung der Frauen zum priesterlichen Amt bedeutet vielmehr, dass wir einen weiteren sehr wichtigen Schritt gegangen sind auf eine symbolische und reale Ordnung zu, die die Welt nicht mehr zweiteilt in höhere und kontrollbedürftige Sphären. Und damit auch auf eine Theologie und eine Frömmigkeit zu, die nicht mehr befangen ist in dem unbiblischen Glauben, GOTT sei ein von Priestern verwalteter Mann und sitze irgendwo oben. Allerdings sehe ich nicht, dass der offizielle Protestantismus die Tragweite seiner Entscheidung schon begriffen hätte. Eine angemessene theologische Reflexion findet jedenfalls nicht statt. Protestanten sind zwar meist stolz auf den eigenen „Liberalismus“, der sie von der konservativen katholischen Kirche angenehm abhebt. Aber sie denken bis heute kaum darüber nach, welche Auswirkungen der endgültige Abschied von der zweigeteilten Ordnung auf den Glauben, das Gottesbild, die christliche Ethik usw. hat. Solche Gedanken finden sich bis heute fast ausschliesslich in der Feministischen Theologie, die im offiziellen Protestantismus nach wie vor als Rand-, manchmal sogar als vergängliche Modeerscheinung gehandelt wird. Allerdings ist es, andererseits, kein Zufall, dass das Projekt „Bibel in gerechter Sprache“, das mit der Redynamisierung der Bibel mittendrin, also im Bibeltext selbst, ernst macht, im Umkreis der Deutschen Evangelischen Kirchentage entstanden ist. Dass die „BigS“ auch von grossen Teilen des Protestantismus vorerst abgelehnt wird, ist für mich ein deutliches Zeichen dafür, dass der Protestantismus sich als historisches Endprodukt missversteht und aus den Augen verloren hat, dass die Kirche auf Zukunft offen ist, sich also ständig transformiert und selbst überschreitet. Zum Glück gibt es aber Menschen aus anderen Religionen, zum Beispiel Muslime, die uns darauf hinweisen, dass Religionen nie in sich abgeschlossen, dass sie niemals „Endprodukte“, sondern immer offen und in Bewegung sind. Ich zitiere zum Abschluss meiner unvollständigen Aufzählung möglicher Anknüpfungspunkte für postpatriarchales Gott-Denken die muslimische Gelehrte Angelika Hassani:

Viele Leute glauben, „dass es ein Konstrukt Islam gibt, quasi ein vom Himmel gefallenes Etwas mit festen Grenzen, in sich abgeschlossen, unveränderbar. Dass es ein solches Konstrukt in den Köpfen mancher Menschen gibt, ist richtig: Fundamentalisten und solche, die den Fundamentalisten tragischerweise auch noch recht geben, indem sie ‚den Islam’ als ‚das Problem’ ausmachen. Allerdings zerbricht dieses Kopfkonstrukt an der pluralen und dynamischen Lebenswirklichkeit der Menschen. Fundamentalisten reagieren darauf mit Wut, Hass, Feindbildern und Gewalt. Andere ... behandeln es als das, was es ist: eine Ideologie, die Gott auf ein steinernes, kriegerisches Standbild reduziert, im Gegensatz zu dem, was die meisten religiösen, spirituellen Menschen empfinden: Gott, der/die/das Lebendige, Fremde, immer auch Andere, uns Irritierende, uns und unsere Gewissheiten in Frage Stellende, und schliesslich den Gott der Liebe...“

GOTT, wer ist das eigentlich?

Ich habe Ihnen jetzt erklärt, was ich unter „Patriarchat“ und was unter „postpatriarchaler Perspektive“ verstehe. Und ich habe eine Reihe von Aspekten der biblisch-christlich-protestantischen Tradition genannt, an die ich anknüpfe, wenn ich GOTT postpatriarchal denke. Diese Aufzählung ist keineswegs vollständig. Vielleicht können wir nachher in der Diskussion auf weitere Anknüpfungspunkte zu sprechen kommen.
Jetzt möchte ich aber, zum Schluss meines Vortrags, auf die Ausgangsfrage zurückkommen: GOTT, wer ist das eigentlich?
Es war schon immer einfacher zu sagen, was GOTT nicht ist als was GOTT ist. Aus dieser Erkenntnis hat sich eine ganze theologische Schule entwickelt, die so genannte „Negative Theologie“. Sie beschränkt sich bewusst darauf, alle möglichen Festlegungen des Göttlichen zurückzuweisen, um GOTTES Lebendigkeit nicht durch menschliche Definitionen einzuengen. Und für Theologinnen und Theologen, also auch für mich, ist es in gewisser Weise eine Selbstverständlichkeit, sprachliche Bilder für GOTT nur unter der Voraussetzung zu gebrauchen, dass mit ihnen jeweils nicht alles gesagt ist. Auch die Islamwissenschaftlerin, die ich gerade zitiert habe, schränkt ihre Aussagen über GOTT ein, indem sie sagt, GOTT sei „immer auch (das) Andere, uns Irritierende, unsere Gewissheiten in Frage Stellende“. Und doch sagt sie schliesslich, was GOTT für sie als Muslima vor allem ist: LIEBE. Auch ich möchte Ihnen von der Voraussetzung her, dass GOTT letztlich ein unaussprechliches GEHEIMNIS bleibt, sagen, als wen oder was ich GOTT, neu gedacht in postpatriarchaler Perspektive, heute erkenne:
In der bekannten Geschichte vom „reichen jungen Mann“ (Mk 10, 17-22) sagt Jesus von Nazaret: „Niemand ist gut ausser GOTT allein.“ (Mk 10, 18b). Diese Aussage ist für mich sozusagen der Angelpunkt, von dem aus ich als christliche Theologin sagen kann: GOTT ist nicht einfach „alles in allem“, der Verursacher von Kriegen wie von menschlichem Glück, einer, der uns nach Gutdünken tanzen lässt wie Marionetten. GOTT ist vielmehr GUT und GOTT will Gutes. Wenn ich nun diese Aussage in Beziehung setze zum Gedanken der Geburtlichkeit GOTTES, den ich vorhin entfaltet habe, dann kann ich weiter gehen: GOTT ist nicht einfach ein fernes unverständliches Gutes weit über mir, auch wenn SIE immer weiter ist als meine Vernunft. GOTT ist vielmehr durch einen menschlichen Körper eingegangen ins menschliche Bezugsgewebe, wie wir alle. ER-SIE-ES lebt und webt zwischen Menschen, zwischen all den Milliarden Würdeträgerinnen und Würdeträgern, die in immer neuen Generationen zusammen mit unzähligen anderen Lebewesen die eine Erde bewohnen, die einzige Erde, die wir haben. GOTT ist so etwas wie der SINN DES GANZEN, die LIEBE, das INTER-ESSE, das uns alle, die wir aus ganz verschiedenen Kulturen und Religionen kommen, verbindet. Die us-amerikanische Theologin Carter Heyward sagt, GOTT sei MACHT IN BEZIEHUNG, eine hilfreiche Macht, die uns das Leben erleichtern will. Mit diesem Versuch, GOTTES „Wesen“ zu beschreiben, bin ich schon wieder ganz nahe an meinem Anfang: GOTT will uns nützen. Eine gute Religion ist eine nützliche Religion ist eine Religion, die nicht zerstört, sondern aufrichtet, die gutes Leben für alle will. GOTT, wie SIE sich schon lange vor den Anfängen der Bibel, wie SIE sich in biblischer Weisheit, in Prophetenworten, in Jesus dem Gesalbten, in vielen mystischen Visionen bis heute zeigt, ist gesellig, heilsam, zugänglich, bezogen und frei. Damit sage ich ebenso wenig wie Carter Heyward, dass GOTT mir jederzeit verständlich und nahe, gar vereinnahmbar ist. Aber ich sage, dass ich als frommer Mensch wissen kann: GOTT ist vertrauenswürdig. Ich muss keine Angst vor IHR haben. Weshalb sollte sonst der Engel den Hirten bei Betlehem in der Nacht der Geburt des Gotteskindes zugerufen haben: Fürchtet Euch nicht? (Lk 2, 10)

 
Anmerkungen

Vgl. NZZ vom 23.03.2006 (Friedrich Wilhelm Graf, S. 43), 27.03.2006 (Bischof Wolfgang Huber, S. 23),  31.03.2006 (Karl Kardinal Lehmann, S. 43), 12.04.2006 (Christoph Türcke, S. 43), 27.04.2006 (Michael von Brück, S. 43), 28.04.2006 (Jan Assmann, S. 23), 27.05.2006 (Hermann Lübbe, S. 47), 16.06.2006 (Gerhard Schulze, S. 57), 05.07.2006 (Navid Kermani, S. 49), 27.08.2006 (Susanne Heine, S. 21)

So schreibt z.B. Gerhard Schulze in der NZZ vom 16.06.2006: „Früher sollte das Weltliche dem Religiösen dienen, heute neigen viele Zeitbeobachter dazu, das Verhältnis umzukehren. Religion wird als Mittel zu guten Zwecken in dieser Welt gesehen. Der moderne Staat braucht die vorpolitischen Grundlagen der Moral, sagt nicht nur der Papst. Wer glaubt, fühlt sich besser, sagt die Psychotherapie. Wir müssen uns, um wieder Orientierung und soziale Integration zu gewinnen, auf den Wertekanon des christlichen Abendlands zurückbesinnen, sagen konservative Kulturkritiker. Ohne Religion kein Begriff für Menschenwürde, sagen Kirchenführer, um ihrer Institution politische Geltung zu verschaffen. An all dem lässt sich zweifeln - aber der entscheidende Einwand lautet anders: Ist es nicht ein Kategorienfehler, gute Religion gleichzusetzen mit nützlicher Religion? “

So der bis heute (allzu?) einflussreiche Karl Barth, z.B. in: Ders. Einführung in die evangelische Theologie, Zürich 1962, 2. Aufl. 1977, 61 ff und passim.

Vgl. dazu z.B. Ursula Pia Jauch, Immanuel Kant zur Geschlechterdifferenz. Aufklärerische Vorurteilskritik und bürgerliche Geschlechtsvormundschaft, Wien 1988.

Aristoteles, Politik, übersetzt und herausgegeben von Olof Gigon, München 1973.

Ebd. 53.

Ebd. 52.

Arthur Rich, Wirtschaftsethik II, Gütersloh 1990, 44.

Art. Wirtschaft in: Der Volks-Brockhaus, Wiesbaden 1965.

Vgl. z.B. Christof Arn, HausArbeitsEthik. Strukturelle Probleme und Handlungsmöglichkeiten rund um die Haus- und Familienarbeit in sozialethischer Perspektive, Chur/Zürich 2000.

Vor allem: Heinz Rothenbühler, Abraham Inkognito. Einführung in das althebräische Denken, Rothenburg 1998.

Ebd. 15.

Ulrike Bail ua. Hgg, Bibel in gerechter Sprache, Gütersloh 2006.

Vgl. z.B.: https://www.sueddeutsche.de/muenchen/artikel/855/85770/

Ebd. 4.

Ina Praetorius Hg. Sich in Beziehung setzen. Zur Weltsicht der Freiheit in Bezogenheit, Königstein 2005.

Hannah Arendt, Vita Activa oder Vom tätigen Leben (1958), München 1981, 171 ff und passim.

Angelika Hassani, Gott hat viele schöne Namen, https://www.bzw-weiterdenken.de/artikel-8-92.htm

Vgl. Anm. 18.

Carter Heyward, Und sie rührte sein Kleid an. Eine feministische Theologie der Beziehung, Stuttgart 1986, passim.